Interview mit Dr. Mateo Hermel

„Alles hängt mit allem zusammen“
Ein Gespräch mit Zahnarzt Dr. Mateo Hermel

Wie viele Berufe müssen sich auch Zahnärzte Klischees gefallen lassen. Eins davon will, dass man Zahnarzt in erster Linie wird, um sich irgendwann ein Chalet in der Schweiz oder ein Ferienhaus auf Sylt leisten zu können…

Da muss ich Sie enttäuschen: Mir steht der Sinn weder nach dem einen noch nach dem anderen. Mich hat der Zahnarztberuf einfach schon als Kind fasziniert. Ich komme aus einer Arztfamilie, in der man von morgens bis abends über Medizin sprach, was mich enorm interessierte. Gleichzeitig war ich immer ein großer Bastler und begeistert von allem Feinmotorischen. Nimmt man beides zusammen, liegt ein zahnmedizinisches Studium sehr nahe.

Was ist die Zahnmedizin denn an und für sich: ein Handwerk? eine Wissenschaft? eine Kunst?

Sicherlich alles zusammen. Das präzise Handwerk ist die Basis, ohne das geht nichts. Die Wissenschaft wiederum brauchen Sie insbesondere, um die zahlreichen Zusammenhänge zu verstehen. Dazu gehören auch die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen den Zähnen und den Organen im Körper. Erst wenn Sie dieses ganzheitliche Gefüge verstanden haben, können Sie systemisch denken und innovativ sein. Und das könnte man dann wohl als Kunst bezeichnen: dieses Ineinandergreifen von Handwerk und Wissenschaft, aus dem starke Ergebnisse und Fortschritte erwachsen.

Schön und gut: Zähne aus dem Zahnloft

Die Ästhetische Zahnmedizin ist im Zahnloft auch ein Thema. Ist dieses Feld vor diesem Hintergrund nicht etwas leichtgewichtig?

Im Gegenteil! Ein Lächeln ist ja nicht bloß irgendeine Kontraktion der Gesichtsmuskulatur. Vielmehr steigert häufiges authentisches Lächeln nachweislich Ihr Wohlbefinden, macht attraktiver, jünger, selbstsicherer, produktiver und dergleichen mehr. Wer aber schlechte oder unschöne Zähne hat, traut sich kaum zu lächeln – und verzichtet damit ungewollt auf eine unterschätzte Kraftquelle.

Wenn Lächeln jünger macht: Gilt dies auch im physiognomischen Sinn?

Genau das tut es. Ein unansehnliches Gebiss steht nicht für sich allein, sondern beeinträchtigt substanziell die Anmutung des ganzen Gesichts. Auch hier hängt alles mit allem zusammen. Darum kann man nicht einfach nur die Zähne schön machen, sondern muss den Gesamteindruck in allen seinen Nuancen mitdenken. Eine breite Nase verlangt zum Beispiel auch nach breiten Zähnen.

Jetzt klingen Sie fast wie ein Designer …

… der ich vielleicht geworden wäre, wenn mich nicht die Zahnmedizin gepackt hätte. Tatsächlich haben beide Gebiete viel gemeinsam. So gibt es ja den berühmten Design-Grundsatz „form follows function“, Form folgt Funktion. Und der gilt für die Zahnmedizin größtenteils auch: Ästhetische Widrigkeiten gehen da oftmals mit funktionalen Problemen einher.

Das heißt, Sie schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe.

Richtig. Schöne Zähne arbeiten besser, und funktionale Zähne sehen besser aus. Außerdem steckt in der Gleichung ein weiterer Grund, warum ich Zahnarzt geworden bin: In diesem Beruf sieht man aufgrund der vielen Entwicklungen sehr schnell tolle Ergebnisse. Und die machen mir genauso viel Spaß wie meinen Patienten.

Reden ist erste Zahnarztpflicht

Apropos Entwicklungen: Wie wirken die sich aus auf den Trend der „Partizipativen Entscheidungsfindung“? Gibt es so viele Innovationen, dass nur in einer partnerschaftlichen Arzt-Patienten-Beziehung die individuell beste Lösung ausgelotet werden kann?

Das kann man so sagen. Die Welt, in der man in der Zahnarztpraxis nur den Mund aufmachte, damit die Experten ihre geheimnisvolle Arbeit verrichten können, ist längst passé. Heute öffnet man ihn auch zum Reden. Deswegen ist die zeitintensive, dialogorientierte Beratung eins unserer zentralen Kennzeichen. Mit Fotos, Videos und mikroskopischen Aufnahmen machen wir die ganze Sache sogar noch anschaulicher. Wir sind erst zufrieden, wenn der Patient voll und ganz nachvollziehen kann, worum es geht.

Das klingt, als sei der Patient im Zahnloft viel mehr als ein Patient im landläufigen Sinn.

Wenn das so klingt, habe ich es richtig gesagt. Patienten sind für uns Partner für den Erfolg. Ein anderes Beispiel dafür ist unsere Anamnese, die auch wesentlich detaillierter ist als üblich. Den entsprechenden Fragebogen erhalten Sie per Post und können ihn ganz bequem zu Hause ausfüllen. Er sammelt Informationen in allen Nuancen, die erst zusammen das ganze Bild ergeben. Menschen sind nun einmal so verschieden wie ihre Gebisse und verdienen darum eine individuelle Würdigung. Und die weist im Zahnloft weit über den Behandlungsstuhl hinaus.

Interview mit Dr. Mateo Hermel